Wie ein Technik-Pionier die Musikwelt revolutionierte

Mit 70 Millionen abrufbaren Songs ist der Streamingdienst Spotify für viele Musikliebhaber zum Nonplusultra geworden. Mit etwas Fantasie könnte man die Wurzeln dieser schwedischen Erfolgsgeschichte vor 140 Jahren in Leipzig verorten.

Denn damals, 1882, erfand der Klavierbauer Paul Ehrlich das Ariston. Auf dieser Mini-Drehorgel konnten gelochte Pappscheiben aufgelegt und durch Kurbeln abgespielt werden. Diese Erfindung war deshalb so bahnbrechend, weil es erstmals möglich war, sich ein umfangreiches Musik-Repertoire anzueignen, ohne selbst ein Instrument spielen zu müssen. Paul Ehrlich begründete damit sogar einen neuen Industriezweig, der sich über 50 Jahre auf dem Weltmarkt behaupten sollte: die Massenproduktion von Musikautomaten mit leicht auswechselbaren Lochscheiben.

Lesen auch: Leipzig als Zentrum des Musikautomatenbaus

Paul Ehrlich's Familienstammbaum

Paul Ehrlich kommt als unehelicher, ester Sohn der Eltern August Ehrlich und Pauline Gentzsch in Leipzig-Reudnitz am 21.März 1849 zur Welt.

Seine Vorfahren stammten aus der Region Döbeln, und dorthin zog die junge Familie zurück. Sein Vater arbeitete als Bäcker in Döbeln, seine Vorfahren lebten im heutigen Nossen.

Im Oktober 1866 verstarb sein Vater August im Alter von 42 Jahren in Leipzig-Gohlis. Im Nachruf wurde sein Berufsstand mit Möbelpolierer angegeben. Darin heißt es, das der Verstorbene neben der Ehefrau drei auswärts lebende Söhne (vermutlich in Döbeln) und zwei Töchter hinterlässt.

Paul war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 17 Jahre alt und im Begriff seine Lehre in den Klaviermechaniken-Fabrik Morgenstern & Kotrade und der Hofpianofortefabrik von Julius Blüthner in Leipzig zu beenden.

Schon kurz vor Vollendung von Paul Ehrlich's 21. Lebensjahr kam seine erste Tochter Martha 1870 in Gohlis zur Welt. Kurz nach der Geburt geht der junge Vater in den deutsch-französischen Krieg.

Erst nach seiner Rückkehr heiratete er Amalie Gümpel 1873 in Gohlis und fand als Klavierbauer in der Hofpianofortefabrik J. G. Irmler eine Anstellung.

Im 1874 wurde der erste Sohn Arthur geboren, der aber schon im Dezember des gleichen Jahres verstarb.

Die zweite Tochter Else kam 1876 zur Welt und richtete sich schon seine eigene Werkstatt in Leipzig ein.

Im Oktober des Jahres 1878 kam sein zweiter Sohn Georg in die Familie. Doch auch nach zu kurzer Zeit verstarb er nach nur 18 Monaten im Jahr 1880. Ein weiterer herber Tiefpunkt für die Familie Ehrlich aus Gohlis.

Kurz vor seinem Tod erblickte seine dritte Tochter Meta das Licht der Welt.

Beruflich ging es für den Unternehmer Paul Ehrlich steil bergauf. Seine Firma wandelte er 1880 in eine Aktiengesellschaft um.

Anfang der 1883er-Jahre kam sein Sohn Curt zur Welt. Es muss für die Familie eine große Freude gewesen sein, neben den Mädchen nun einen Jungen in der Familie als Nachwuchs zu haben. Aber wiedermals schlug das Schicksal schrecklich zu. Denn sein Sohn "Curti" wurde nur 5 Jahre und verstarb am 14.03.1888. Diese Nachricht wurde auch in dem Fachmagazin für mechanische Musikinstrumente (Zeitschrift für Instrumentenbau) notiert.

Zu den Töchtern Martha, Else und Meta kam im November 1884 die vierte Tochter Gertrud in die Familie Ehrlich.

Karin Gauselmann berichtete: "In der Erzählung meiner Vorfahren waren alle vier Töchter aus damaliger Sicht sehr verwöhnt. Der Vater - Paul Ehrlich - war ein großzügiger Mann, sowohl in der Familie als auch zu den Mitarbeitern."

Paul Ehrlich hatte seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Emil Gustav (1854 - um 1939) schon früh mit in sein Unternehmen geholt. Beide arbeiteten jahrzehntelang zusammen für die mechanischen Musikwerke.

Emil Ehrlich lebte mit seiner Familie zeitlebens in Leipzig. Er hatte mit seiner Frau Johanna Rosina einen Sohn Ernst Robert Emil.

Pauls Schwester Pauline Hedwig (1857 - 1917) lebte ebenfalls in Leipzig-Gohlis, auch in unmittelbarer Nähe mit ihrem Mann Gustav Meyer in der Breitenfelder Straße. Auch Gustav Meyer arbeitete als kaufmänischer Angestellter in der Fabrik Leipziger Musikwerke.

Sein weiterer Bruder C. Otto Ehrlich war beruflich in die gleiche Fußstapfen getreten wie Paul. Als Instrumentbauer und Mechaniker dürfte wohl auch Otto in dem aufsteigendem Unternehmen der Musikwerkeindustrie geholfen haben. Otto Ehrlich hatte mit seiner Frau Marie zusammen drei Söhne und eine Tochter namens Lisa Ehrlich.

Über seine beiden weiteren Geschwister Louis Ernst Ehrlich (geb. 13.0.31852) und seine Schwester Auguste Anna Ehrlich (geb. 25.09.1859) ist derzeit nicht viel mehr bekannt.

Karin Gauselmann begrüßte auf Schloss Benkhausen alle Gäste persönlich, die zur Buchpräsentation von PD Dr. Birgit Heise zum Symposium erschienen. Als Urenkelin von Paul Ehrlich war es ihr eine sehr große Freude, auch im Beisein von Achim Quaas - einem weiteren Urenkel von Paul Ehrlich - und der Familie von Monika Hirsch aus Leipzig als Großnichte die Eröffnung dieses besonderen Tages zu übernehmen.

Das Zusammentreffen der Familienmitglieder ist bemerkenswert, da erst die Sonderausstellung "Gut aufgelegt - Meisterwerke der mechanischen Musik" des Deutschen Automatenmuseum im Jahr 2018 dazu führte, dass sich alle drei Nachfahren persönlich kennenlernten.

Vielleicht gibt es noch weitere Ehrlich-Nachfahren? Wir stehen gerne als Ansprechpartner zur Verfügung.